Unverzichtbare Integrität: Geheimnisse des Kolumnisten 2
Mir ist durchaus bekannt, dass meine treuen Leserinnen und Leser mehr von mit erwarten als vergleichsweise langatmige Abhandlungen etwa über den Bergepanzer „Büffel“ oder gar den Radpanzer „Keiler“. Daher habe ich in meinem letzten Schriftstück zu einem unter Glossenschreibern beliebten Trick gegriffen und den „Keiler“ zu einem Radpanzer erklärt, um mein Publikum auf sein militärisches Grundwissen zu testen. Hat es wenigstens jemand gemerkt? – Na also, das dachte ich mir doch.
Zumindest habe ich keine Drohanrufe bekommen oder abgebissene Fledermausköpfe in meinem Briefkasten gefunden, was indes auch damit zusammenhängen könnte, dass unser Briefträger über eine Leihfirma hier zustellt und daher nicht direkt ein Absolvent der berühmten „Harvard“-Universität ist sondern ständig die Briefkästen der drei Parteien im Hause verwechselt. Womöglich kann er einfach nicht lesen.
In Wahrheit, um in Richtung Thema zu kommen, ist der „Keiler“ natürlich ein Minenräumpanzer mit allerdings beachtlicher Sekundärbewaffnung (30 mm), der bei Höchstgeschwindigkeit 4,5 km/h zurücklegen kann, falls er nebenbei räumt. Schneller ist er selten, denn räumen ist nun einmal die Primärberufung des MrPz „Keiler“ und daraus erwächst eine Frage: Da man bekanntermaßen auch ohne Führerschein ein Fahrzeug steuern darf, das keine Höchstgeschwindigkeit oberhalb von 6 km/h erreichen kann: Könnte man seinem Sohn zur Erstkommunion eigentlich einen „Keiler“ schenken, sich dann vom Sprössling minenräumend heimfahren lassen und dabei im Rahmen der Gesetze agieren? – Der MrPz „Keiler“ hat zwar die unter Berufssoldaten als eher unangenehm empfundene Gewohnheit, Minen recht wahllos nach links und rechts zu schleudern, was es extrem gefährlich macht, gemütlich neben einem MrPz „Keiler“ in Minengebieten vor sich hin zu marschieren und dabei „Komm doch mit auf den Underberg“ zu pfeifen. Dennoch dürfte es doch eigentlich auch Minderjährigen erlaubt sein, mit einem „Keiler“ zum Turn- und Schwimmunterricht zu fahren. „Vom Käfer zum Keiler: Unser neuer Volkswagen“ – ein griffiger und pfiffiger Slogan für die noch zu formierende Fusionsfirma aus VW und Rheinmetall.
„Jetzt komm doch mal zum Punkt“, werden Ungeduldige jetzt vermutlich vor sich hin brutteln. Nun ja: So schnell verplappert man sich eben, man verrät versehentlich priesterliches Geheimwissen und schießt über das eigentliche Ziel hinaus und mehr als sich entschuldigen kann man ja nicht, wenn man mal wieder anderen Leuten auf die Nerven gegangen ist. Das zumindest ist die felsenfeste Überzeugung von Kata, wenn sie halt mal auf dem Friedhof telefoniert und den entsetzten Blick einer trauernden Witwe als viel zu niedrigen Lohn ihres würdelosen Auftritts erntet. Backpfeifen wären manchmal besser.
Da der Platz und vor allen Dingen die Geduld meiner Leserschaft hier wohl am Ende ist, muss ich leider eingestehen, dass ich mein eigentliches Anliegen, das Erklären der für Außenstehende doch recht rätselhaften Überschrift, schon wieder verschieben muss, da der MrPz „Keiler“ aus autobiografischen Gründen meine Aufmerksamkeit abgelenkt hat. Ich verspreche, mich zu bessern, möchte an dieser Stelle aber noch einen Verbesserungsvorschlag anbringen: Verteidigungsministerin von der Leyen möchte die deutschen Streitkräfte ja familien- und vor allem frauenfreundlicher machen. Hier sollte doch zuvorderst am schweren Gerät im Bestand der Truppinnen und Truppen angesetzt werden, würde ich mal sagen. Als Nachfolgemodell des längst in die Jahre gekommenen MrPz „Keiler“ empfehle, ja befehle ich daher die Beschaffung der von Rheinmetall und VW unbedingt zu konstruierende Minenräumpanzerin „Bache“. Die MrPzin „Bache“ verfügt, ganz im Gegensatz zu ihrem Vorläufer, dem bewährten „Keiler“, über eine integrierte Dunstabzugshaube und ist damit als Waffensystem weltweit federführend auf dem Weg zum femininen Krieg.
Genau das hat ja noch gefehlt, um endlich das Patriarchat abzuschütteln.
(Frank Schön)
Die Gratiskultur Teil 22: Sotschi, Putin und feine russische Art.
Vorbei ist die Operation, gezogen sind die Fäden aus der Hand und zurück ist der Kolumnist, jedenfalls in den Teilen, die von ihm übrig sind.
Das auch noch aus längst überfälligen Modernisierungsgründen mit einem neuen Rechner: Ein Mann, der mit rundherum neuen Dingen die Welt kommentieren soll.
Wo gibt es das schon? Daher fordere ich die Verleihung eines Tapferkeitsordens an meine Person, denn ich bin nun einmal wehleidig und habe nicht einmal geweint.
Nun aber zu Sotschi und Putin: Es dürfte bekannt sein, dass die bevorstehenden Spiele die teuerste und vermutlich auch nutzfreieste Sportveranstaltung der Menschheitsgeschichte werden dürften. Ein mehr oder weniger prominenter russischer Oppositioneller namens Boris Beresov oder so ähnlich jedenfalls sagte, es gäbe in Russland kaum einen Ort, an dem niemals Schnee fällt. Nur Putin habe ihn gefunden: Sotschi. Deshalb werden dort Winterspiele ausgetragen. Russland bzw. Putin kann also einfach Alles.
Zur Restaurierung eines Weltmachtstatus gehört womöglich am Ende mehr und da reicht es auch nicht, Snowden Asyl auf Zeit zu gewähren und damit zu versuchen, die eigentliche Welt am Nasenring durch die Manege zu ziehen wie einen Tanzbären, von denen es ja im Reich der Zaren und des Wodkas genügend geben soll.
Dies dazu, aber es ist inzwischen auch durchgedrungen, dass die ästhetisch betrachtet rundheraus abzulehnenden Monumentalsportstätten in der Residenz der Oligarchen fragwürdigster Provenienz in der Regel von Arbeitern aus Zentralasien errichtet wurden.
Mit dem nicht einmal ganz unberechtigten Hinweis auf eine Dauerbedrohung durch die Religion des Friedens, dem der durchschnittliche Zentralasiat nun einmal anhängt, haben diese Menschen ihren Lohn nicht bekommen, weil sie oder eben die Protagonisten ihres Glaubens es geschafft haben, weltweit gehasst zu werden. Ein klassischer russischer Oligarch wird die Nichteinhaltung seiner vertraglichen Verpflichtung vermutlich als einen patriotischen Akt verkaufen können und dafür eine Tapferkeitsmedaille erhalten, die wehleidigen Flaschen wie mir mit Fug und Recht vorenthalten wird.
Niemand regt sich über solche Zustände auf, denn man denkt: „Na endlich“. Wenn in Wolgograd, einer Stadt, die ungute Erinnerungen weckt, Busse explodieren für das Kalifat der Religion des Friedens, die genau dort wirklich nichts zu suchen hat, kann man das verstehen.
Russland könnte man also als einen Hort der Sklaverei bezeichnen, was allerdings in Zeiten von Geschäften mit etwa den Arabischen Emiraten relativiert werden sollte,
Allerdings: Für eine erbrachte Leistung, von wem auch immer, sollte man schon bezahlen. In imperialen Kreisen rühmt man noch immer die „Feine englische Art“, während die „Feine russische Art“ selbst in Zeiten der Gratiskultur wenige Anhänger findet.
Warum Kata und Co selbst während der teuren Spiele im Land der Gratisarbeiter nicht werden reüssieren werden, sei Gegenstand meiner nächsten Glosse. Bis dahin gilt: „Heile, heile Segen…“.
Bis dahin bitte Alle für mich beten.
(Frank Schön)
Die Gratiskultur Teil 25: Eine Entschuldigung und dies und das
Komischer Titel, das fällt mir auch gerade auf. Nun: In meinem letzten Essay hatte ich in der Überschrift zum zweiten Mal die Zahl 23 verwandt, mich also verzählt oder beim Kopieren der einen Glosse in die nächste schlicht geschlampt. Es hätte also 24 heißen müssen.
Wer möchte, kann seinen Aktenordner mit der Rückenaufschrift „Blog ohne Archiv – Gratiskultur“ zur Hand nehmen und dann mit einem schönen Filzstift die Korrektur vornehmen. Da es wohl nicht viele Menschen gibt, die einen solchen Ordner bereits angelegt haben, biete ich hier an, das stabile Produkt der Firma Leitz sogar eigenhändig zu signieren, sofern man es mir mit einem entsprechenden Echtheitszertifikat versehen vorlegt. Man weiß ja heute nie.
Der Trainer des Osnabrücker Fußball-Drittligisten heißt Maik Walpurgis. Er trainiert also mit einem drittklassigen Gesamtnamen einen drittklassigen Verein in einer Stadt, deren Klasse ich nicht recht einordnen mag.
Immerhin hat Walpurgis kraft seines Familiennamens wohl etwas mit der von mir viel gescholtenen Gratiskultur zu tun:
Zuschauer oder besser Gaffer mussten meiner bescheidenen Kenntnis nach in düsteren Zeiten nicht bezahlen, um Hexenverbrennungen beiwohnen zu dürfen, über deren zweifellos sexuell pervertierte Grundmotivation mit Rücksicht auf den Klerus und aktuell auch einen SPD-Politiker besser nicht spekuliert werden sollte.
Die Hexenverbrennung von damals ist vermutlich der Kinderporno von heute.
Den Namen des allzu kinderlieben Mandatsträgers der Partei der Gerechtigkeit verschweige ich hier, zumal ich gar nicht weiß, wie man „Edathy“ eigentlich schreibt: Noch wirft unser Blog nicht genug Geld ab, um einer Klage beruhigt entgegenzusehen und eine Anwalts-Flatrate gibt es leider noch nicht. Dafür leider eine für das Smartphone, aber dazu später.
Edathy jedenfalls scheint ein schweres politisches Beben ausgelöst zu haben, wobei irgendwie die zentrale Thematik, nämlich die, dass da ein perverses Schwein im Bundestag sitzt und sich von der Bevölkerung eine so genannte Büropauschale bezahlen lässt, die vermutlich 1:1 an Publikationen wie „FKK Jugend“ und noch größere Widerlichkeiten fließt, während offenbar der halbe politische Betrieb davon Kenntnis hat, immer mehr in den Hintergrund rückt. Das dazu, Edathy könnte zu den Grünen wechseln, die sind da tolerant. Eigentlich sind die fast überall tolerant, sofern das zu Tolerierende nicht der Mehrheitsmeinung entspricht.
Nicht bezahlen muss man, um zum Thema zu kommen, in Zeiten der Flatrate auch für das unbegrenzte mobile Telefonieren und Kommunizieren ins Festnetz und alle Mobilnetze. Da ich Gefahr laufe, mich an dieser Stelle irgendwann zu wiederholen, obwohl man es eigentlich gar nicht oft genug sagen kann, erstelle ich hier eine kurze Auflistung der aus meiner Sicht schlimmsten und folgenschwersten Erfindungen des 20. und 21. Jahrhunderts:
1.: Die Atombombe
2.: Die Diktaturen, welche das 20. Jahrhundert prägten
3.: Die Massenmobilität und die dadurch verursachten und kaum lösbaren Probleme wie Umwelt- und Klimazerstörung, fehlende Parkplätze und Ähnliches
4.: Die mobile Kommunikation.
Ich sehe das derzeit auf Position 4 rangierende größte Ärgernis des modernen Alltags auf einem guten Weg, sich auf Platz 2 vorzuarbeiten. Zur 1 wird es zum Glück nicht reichen.
(Frank Schön)
Wladimir Putin: Ein Plädoyer für einen Staatsmann mit Humor
Die Krise in der Ukraine spitzt sich zu.
Aus Russland angekarrte Demonstranten provozieren angeblich Ausschreitungen bei Kundgebungen im industriell geprägten Osten des Landes und auf der Krim desertieren angeblich ukrainische Soldaten, von denen vorher einer im Fernsehen gezeigt wurde. Er trug eine operettenhaft wirkende Zobelfellmütze und hieß mit Vornamen Mustafa: Hoffentlich wird Deutschland im Bedarfsfall nicht von dem verteidigt.
Im Mittelpunkt der weltweiten Kritik: Wladimir Putin, der anscheinend schon wieder an allem die Schuld trägt. Was haben die westlichen Politiker nur alle gegen den?
Halten wir fest: Putin findet Amphoren, die vorher von Archäologen aus aller Welt 80 Jahre lang vergeblich gesucht wurden, mal eben so bei seinem ersten Tauchgang. Er reitet mit nacktem Oberkörper durch sibirische Permafrostgebiete, in denen ein Klima herrscht wie im Weltall. Er betäubt sibirische Tiger, beschützt sie aber auch, denn er ist ein guter Mann und ein Freund der Schwachen. Er fängt einen offensichtlich schon länger toten Hecht von der Größe eines Blauwals mit nur einer Hand. Er trotzt Amerika und China und führt Russland zurück zu sowjetischer Größe und auch zu sowjetischem Charme. Er begnadigt sogar unmusikalische Schreihälse, die in Kathedralen randalieren, erträgt mit der Gleichmut des unerschütterlichen Weltenlenkers das Ausscheiden seiner Eishockey-Cracks bei den Olympischen Spielen und er bewahrt ganz nebenbei die russische Minderheit in der Ukraine vor schweren Schäden.
Mit anderen Worten: Er betreibt Politik zum Anfassen. Es ist eine Politik, bei der für jeden etwas dabei ist.
Die hier herrschende dröge Kaste von durchschnittlichen Berufsfunktionären sollte sich mit ihrer scheinheiligen Kritik an dem hemdsärmeligen Despoten ein wenig zurückhalten.
In erster Linie scheint er etwas zu haben, was den hiesigen Herrschenden abgeht: Ein vielleicht nicht rundum gerechtfertigtes, immerhin aber steinernes Selbstvertrauen. Es scheint ihn verdächtig zu machen, dass er sich etwas zutraut, während der typische westliche Funktionsträger letzten Endes genau weiß, dass er in die Politik gegangen ist, weil es zu mehr einfach nie und nimmer gereicht hätte.
Man kann sich sicher fragen, wer da sympathischer ist.
(Frank Schön)